Vom Couch Potato zum Turtle Runner

Auf der Suche im weiten Netz nach interessanten Seiten, die sich mit Bewegung und Laufen beschäftigen, bin ich auf den Blog runcouchpotatoesrun.com gestossen. Ich bin hängengeblieben, weil dieser Blog nicht so ist wie die anderen. Bei der Suche im Netz zu Sport und Laufen, findet man zu über 90% gutaussehende, durchtrainierte Menschen, die sich zu dick und unsportlich betrachten, eine Challenge nach der anderen machen oder einem das Fettweg-Programm 10 Kilos in 3 Tagen inklusive Six Pack verkaufen wollen. Die meisten von uns sind aber normal durchschnittliche Menschen, mit mehr oder weniger viel Bauchspeck und eher weniger Six Pack. Aus diesen ganzen Seiten im Web sticht die Seite von Alexandra heraus. Alexandra ist ehrlich und spricht uns Durchschnittsmenschen an. Wir haben Alexandra zu einem Training mit ihren Sportkolleginnen und Trainer begleitet (siehe auch Blog vom 13.8.2015) und ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit habe, Alexandra ein paar Fragen zu stellen, die uns unter den Nägeln brennen.

Alexandra, erzähl bitte kurz, wie und warum du dich entschieden hast, Sport zu treiben und einen Blog darüber zu schreiben? Alles begann damit, dass meine Freundin Karma – mehr im Scherz als ernst – meinte, sie würde gerne mal einen Marathon laufen. Da wir beide übergewichtig und bis zu dem Zeitpunkt diplomierte Couchpotatoes waren, habe ich mehr im Witz gesagt: Ja, dann müsstest du vielleicht mal mit trainieren anfangen… und vielleicht mal an einem 5-Kilometer-Lauf teilnehmen. Aus dem Witz wurde ernst und da ich gerne schreibe, beschloss ich, auf runcouchpotatoesrun.com über unser Trainingsvorhaben zu bloggen. Was sich schlussendlich als sehr wirkungsvoll für die eigene Motivation herausstellte.

Yes we did it! Couchpotatoes beim Zieleinlauf

Man hört von vielen Übergewichtigen, dass sie sich sehr wohl fühlen. Ist das wirklich so? Ich kann mir vorstellen, dass das Gewicht nicht nur Auswirkungen auf die Gelenke, Beweglichkeit und Gesundheit hat, sondern auch auf die Psyche. Ich glaube, das kann niemand generell beantworten. Ich kann nur für mich sprechen: Ich habe bessere und schlechtere Tage. Ich kann mich auch mit meinem Gewicht gut fühlen. Aber ich habe ganz klar auch Tage, an denen ich mit meinem Gewicht kämpfe. Schlussendlich glaube ich allerdings fest daran, dass wohlfühlen nicht primär an ein bestimmtes Körpergewicht gebunden ist. Man kann durchaus auch leicht übergewichtig sein und sich sehr wohl fühlen – genauso, wie sich jemand mit Idealgewicht absolut unwohl in seinem Körper fühlen kann.

Hat man sich als Übergewichtiger mit Anfeindungen von Fremden auseinander zu setzen? Was meinst du ist der Grund, dass manche Leute so reagieren? Ich werde oft mit offenen Anfeindungen, dummen Sprüchen und Getuschel konfrontiert. Ironischerweise auch oft beim spörteln…. Einmal wurde ich beim Einkaufen von einer Ernährungsberaterin angesprochen, ob sie mir helfen könne, ich hätte ja offensichtlich ein Problem…. Es gibt wirklich immer wieder Dinge, bei denen ich staune, wie Menschen gegenüber komplett Fremden reagieren können. Die Motivation dahinter ist für mich schwer nachvollziehbar. Vielleicht fühlen sich diese Personen im eigenen Körper nicht wohl? Verstecken so ihre eigenen Unsicherheiten? Ich weiss es nicht wirklich, denke aber, eine zufriedene, ausgeglichene Person verzichtet auf solche verbalen Attacken.

What doesn't kill you makes you stronger

Was machst du für Sport und wie oft die Woche? Brauchst du Unterstützung oder kannst du deinen Schweinehund auch alleine im Zaum halten? Im Moment primär Walking, so 2-3 Mal die Woche. Einmal pro Woche trainieren wir mit unserem Trainer im Wald, absolvieren dabei Elemente des Vita Parcours, machen Kräftigungs- und Balanceübungen. Diese Zusatzmotivation ist enorm wertvoll. Schlussendlich sind es aber dann immer noch 6 von 7 Tagen, an denen ich selber meinen Schweinehund dressieren muss. Meistens klappt das mittlerweile recht gut, einzig im Winter falle ich oft in ein Motivationsloch.

In einem aktuellen Blogbeitrag schreibst du sehr offen über deine Ziele für 2016. Was sind das für Ziele? Was ist der Grund, dass du so offen über dein Gewicht sprichst? Eines meiner Ziele ist in diesem Jahr sicher ein sinnvoller, gesunder und langhaltender Gewichtsverlust. Ich habe mir kein Jahresziel gesetzt, sondern werde mit Zwischenzielen arbeiten. Mitunter ein Grund dafür ist, dass man Abnahmeblogs häufig erst dann zu lesen bekommt, wenn jemand einen Erfolg verzeichnen kann. Ich finde es wichtig, dass man auch mal von jemandem liest, der mitten in diesem Projekt steckt und der auch manchmal gottsjämmerlich zu kämpfen hat. Gerade wenn man wirklich viel Gewicht verlieren möchte, wie das bei mir der Fall ist, hat man einen seeehr langen Weg vor sich. Ich hoffe, dass sich andere, welche meine Blogposts lesen, damit identifizieren und vielleicht auch Mut daraus schöpfen können, ihr eigenes Gewicht- und Bewegungsprojekt anzupacken.

Alexandra Baumann vor dem Lauf, noch guter Dinge

Herzlichen Dank, Alexandra, dass du so offen und ehrlich auf die Fragen geantwortet hast. Ich hoffe, dass sich einige Leute davon angesprochen fühlen und von ihrer Couch aufstehen und etwas für sich tun, um gesund zu bleiben. Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge auf deinem Blog und werde diesen weiterhin gespannt verfolgen.

Und wer noch mehr über Alexandra lesen möchte findet hier weiteres Material:
http://blog.tagesanzeiger.ch/outdoor/index.php/66096/vom-glorreichen-gefuehl-als-letzte-ins-ziel-zu-kommen/
http://www.schweizer-illustrierte.ch/lifestyle/gesundheit-und-fitness/alexandra-baumann-joggen-bloggen-uebergewicht-check-up

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